Kann ich mir denken.
Eigentlich hätte Sibylle die knisternde Spannung und die seltsame Atmosphäre sofort spüren müssen, aber da es Freitag Nachmittag war, und sie mit Gedanken schon im Wochenende, dachte sie sich nichts dabei, als sie mit ihren drei männlichen Kollegen im Archiv der Anwaltskanzlei in der sie arbeiteten, und das sich im Keller des Hauses befand, noch ein paar Überstunden machen sollte.
So sei es eben.
Der Käfig schwankt, die Tür fällt zu.
Und jetzt, wo ich hier in meiner Bank sitze, heimlich meine Geschichte in den Compi tippe, mich ja nicht von Kollegen erwischen lassen darf, wo mag die Dulcibella heute sein? Werden immer noch neunzig Sklavinnen schweißtriefend an den Rudern ziehen? Werden sie durch Samos, Zakynthos oder sonst eine Insel gezerrt werden, um spät abends auf einem Dorfplatz mit den Griechen, nackt wie sie sind, das Gel auf ihrer Haut blitzend, blind und eingezwängt, einen Sirtaki zu tanzen? Werden sie ihre Besitzer auf dem Schiff glücklich machen, in irgendeinem Feld zum Wahnsinn treiben? Werden sie die tunesische Küste entlang rudern, entlang schuften? Oder den Nil hinauf? Werden sie an der Kette, hinter einem Kamel, in einer Karawane, nackt, barfuss, blind ein paar Tage lang durch die Wüste gezerrt werden? Werden sie versteigert, ausgepeitscht, angekettet, gestreichelt, geschlagen, gepflegt, geliebt werden? Werden sie das Jahr ihrer Sklaverei, die Galeere durchstehen? Werden sie vielleicht sogar einen Besitzer finden, der sie ganz, für immer behält? Erfüllung, Lust, grenzenlose Befriedigung? Ich könnte noch einmal, jetzt, sofort, gleich, ich will hier raus.
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